Was ist sinnerfülltes Leben?

Wir Menschen sind Sinnsucher – zumindest sehr viele von uns. Wir möchten uns unser Dasein erklären können. Wir möchten einen Sinn im Leiden, wie auch im Schönen sehen. Wir möchten Teil von etwas „Größerem“ sein.

Bei der Sinnsuche geht es um das „Große und Ganze“, um das übergeordnete Ziel (Vision) und/oder die übergeordnete Aufgabe (Mission).

Auf den Punkt gebracht sehen einige Denker den Sinn des Lebens schlicht im „Leben“ bzw. im „guten Leben“. Das wäre dann die übergeordnete Aufgabe/Mission, während das übergeordnete Ziel/Vision beispielsweise für mich eine Welt in Gerechtigkeit und Balance ist.

Beides (Zielbild und Aufgabe) ist abhängig von den Wertvorstellungen (siehe Blogbeiträge zu den Werten). Dies erklärt, warum es dabei zu individuellen und kulturellen Unterschieden kommt. Die Sinnhaftigkeit des Ziels, lässt sich in meinen Augen – in Anlehnung an den kategorischen Imperativ von Emanuel Kant – ganz gut über die Verallgemeinerbarkeit prüfen. „Wenn alle Menschen diesem Ziel folgen würden, träge es zum kollektiven Wohlbefinden bei?“

Sinnerfülltes Leben ist spürbar. Menschen, die für sich den „Sinn des Lebens“ oder weniger hochtrabend formuliert „Sinn im Leben“ gefunden haben, bezeichnen es als Resonanzgefühl: Egal in welchem Teilbereich sie arbeiten, sie „spüren“, dass sie am „Großen und Ganzen“ arbeiten.

Mein Sohn stellt mir aktuell noch keine Sinn-Fragen, daher enthält dieser Blog-Beitrag noch keine persönlichen Vermittlungsbeispiele. Im nächsten Blogbeitrag werde ich den Aufgabenaspekt das „gute Leben“ aus zwei Perspektiven betrachten, einer philosophischen und einer psychologischen.

Abschließend sei noch erwähnt, dass sinnerfülltes Leben nach der Well-Being Theorie von Martin Seligman oder der Flourishing-Definition von Felicia Huppert und Timothy So ein Element zum individuellen Wohlbefinden/Aufblühen ist.

Im nächsten Blogbeitrag gehe ich tiefer auf das „gute Leben“ ein.

Wertebeispiele

Werte sind kulturabhängig. Werte, die von vielen Kulturen geteilt werden, sind beispielsweise Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität. Anbei ein paar Gedanken, die mir zu diesen Wertebeispiele n einfallen:

Freiheit

Es macht mich glücklich in einem Land leben zu dürfen und aus einem Elternhaus zu kommen, in dem ich

  • in meiner Kindheit/Jugend Freizeit genießen durfte und entscheiden durfte, ob und welches Musikinstrument spielen durfte, in welchen Verein ich gehen wollte;
  • frei entscheiden durfte, was ich einmal machen möchte, gleichwohl ich dankbar für Beratung war.
  • Auch in jungen Jahren ist es deshalb meiner Frau und mir wichtig, dass unser Kind Entscheidungsspielraum bekommt. Bei der Essenswahl, bei der Freizeitgestaltung usw. Diese Freiheit setzt eine gewisse Toleranz voraus, wenn wir merken, dass unsere Empfehlungen nicht auf seine Zustimmung stoßen.

Gerechtigkeit

Gerechtigkeit auf globaler Ebene bedeutet für mich die universelle Beachtung der Menschenrechte/-pflichten. Deshalb bin ich dankbar, in einem Land zu leben, in dem die Gesetze nicht nur niedergeschrieben sind, sondern es ergänzend ein funktionierendes Rechtssystem gibt, dass für die Einhaltung sorgt. Durch die Kombination aus beidem, Regelsystem und Regelüberwachung, geht es für mich in Deutschland gerecht zu.

Mein Sohn stellt erste Fragen „Was passiert mit Menschen, die anderen etwas stehlen oder schwer verletzen“ und ich erläutere ihm, dass dies ein Regelverstoß ist und dieser von der Justiz mit Strafen geahndet wird (wobei ich aktuell noch Justiz mit Polizei gleichsetze).

Gleichheit und Solidarität

Wir Menschen haben unterschiedliche Stärken, Herkunft, Geschmäcker etc. wir sind Individuen und doch sind wir – dank unseres Rechtsstaates vor dem Gesetz alle gleich und haben die gleichen Rechte und Pflichten.

Wir haben nicht die gleiche Gesundheit, das gleiche Einkommen oder Vermögen. Solidarität ist wichtig, dass einem seine Mitmenschen nicht egal sind. Das möchte ich meinem Sohn vermitteln. In Bezug auf die Pflichten bitten wir ihn zum Beispiel seinen eigenen Teller und Besteck abzuräumen, meist gelingt es uns dann auch, dass er beim Abräumen mithilft.

Balance

Würde ich mit Gleichgewicht beschreiben, als Mitte aus Zuviel- und Zuwenig. Das kann ich auch meinem Sohn schon anschaulich erklären, egal ob beim Essen (es ist gut, genug zu essen, damit wir nicht hungrig sind, wir fühlen uns aber unwohl, wenn wir uns völlig vollstopfen), Schlafen (wo ist unser persönliches Optimum, um nicht „grumpy“ zu sein), Urlaub (immer nur Urlaub macht nicht glücklich, weil der Alltag fehlt) …

Ich gehe in dem Januar-Blog-Beitrag noch detaillierter auf den Balance-Begriff auf globaler Ebene ein. Auf dieser Ebene ist für mich die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ein wichtiger Schritt in Richtung globaler Balance.

Ich hoffe die Wertebeispiele haben Dir geholfen. Was sind Werte, an denen Du Dich orientieren möchtest? Was sind Werte, die Du Deinem Kind mitgeben möchtest?

Was sind Werte?

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Was sind Werte und warum sind Werte wichtig?

Werte sind Grundsätze / Zielvorstellungen, an denen wir uns orientieren. Sie gründen auf unseren (gemeinsamen) Vorstellungen was wir für gut und richtig halten – und zwar in Bezug auf das Zusammenleben. Wenn wir allein leben würden, bräuchte es keine.

Werte bilden also die Basis, das Fundament unserer Gemeinschaft. Die Gemeinschaft kann bspw. die Familie, der Sportverein, die Schule, das Unternehmen, die Gegend, das Land oder der Kontinent sein. Daher kommt auch der Begriff „Wertegemeinschaft“

Werte liegen folglich den Regeln / erlassenen Gesetze zugrunde, die unser Zusammenleben organisieren. Sie dienen dem Interessensausgleich Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die der anderen einzuschränken. Entsprechend müssen Werte zuweilen selbst abgewogen werden.

Bei uns in Deutschland ist die Würde ein hoher kollektiver Wert, an dem sich unsere Gesetze und unsere Rechtsprechung orientieren. So lautet der erste Satz des Art 1 im Grundgesetz „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Gemeint ist mit diesem Satz: „Kein Mensch darf wie eine Sache behandelt, vollständig entrechtet, unmenschlichen und erniedrigenden Strafen und Behandlungsweisen ausgesetzt, gefoltert oder als so genanntes lebensunwertes Leben vernichtet werden.“ [[1]]

Mir ist wichtig, dass mein Kind seine Mitmenschen respektvoll behandelt und sich seiner eigenen Würde bewusst ist, so, dass ihn mögliche Beleidigungen/Erniedrigungen nicht seinen Selbstwert verletzen können. Um ihm dies zu vermitteln, bemühe ich mich beispielsweise ihm ein gutes Vorbild zu sein, ihm seine Stärken zu verdeutlichen und ihm passende Geschichten zu erzählen.

Da der Wertebegriff für einen Sechsjährigen noch etwas abstrakt ist, nutzte ich den Kompass als anschauliches Beispiel für Orientierung, da er diesen von seinem Piratenschiff kennt😉

Nachdem Dir dieser Beitrag die Frage „Was sind Werte?“ beantwortet hat, findest Du im nächsten Blogbeitrag Wertebeispiele.


[1] Thurich, Eckart: pocket politik. Demokratie in Deutschland. Neuausgabe 2006. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2006. Lexika für politische Bildung unter www.bpb.de