Einstieg in die Wirtschaft

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Was finde ich an Wirtschaft so interessant?

  • Ihre Präsenz, wirtschaftliches Handeln prägt uns: „Heute ist fast jeder Aspekt unseres Alltags auf irgendeine Art und Weise durch eine Wirtschaftsbeziehung miteinander verknüpft.“1
  • Ihre Zielstellung: Wirtschaften ist kein Selbstzweck, sondern soll uns dienen: Das Ziel des Wirtschaftens war lange Zeit Knappheit an bestimmten Gütern (Nahrung, Wohnraum, Kleidung, Dienstleistungen…) zu beseitigen. Es geht darum die vorhandenen Ressourcen (Kapital, Arbeit, Material) möglichst effizient einzusetzen, um damit ein Maximum an Gütern zu produzieren.2 Zumindest bei uns in Deutschland herrscht bei vielen Gütern keine Knappheit mehr, viele (nicht alle) empfinden eher ein Überfluss an Angeboten.
  • Last but not least interessieren mich ihre Mechanismen: Wer bestimmt die Regeln im Wirtschafts-/Finanzsystem? Müssen die Regeln von Zeit zu Zeit angepasst werden?

Was sind für mich wichtige Erkenntnisse?

Zur effizienten Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung mit Gütern bedient sich die Wirtschaft bestimmter „Werkzeuge“ (Währungen, Märkte, …), Methoden (Arbeitsteilung & Spezialisierung, …) sowie Organisationsformen (produzierende Unternehmen, Servicedienstleister, …).

Wohlstand der westlichen Marktwirtschaften beruht auf Wettbewerb. In der Marktwirtschaft fällt Unternehmen die Aufgabe zu, die Gesellschaft mit guten, preiswerten, innovativen Gütern und Dienstleistungen zu versorgen. 3

Markt und Wettbewerb, Privateigentum und Gewinnstreben finden ihre ethische Rechtfertigung allein in den wohltätigen Systemwirkungen, die von ihnen auf alle Menschen ausgehen. Sie sind – unter der Voraussetzung einer geeigneten Rahmenordnung – die effizientesten Mittel zur Realisierung der Freiheit und der Solidarität aller Menschen, die bisher bekannt sind. 4

Um die negativen Folgen für die Gesellschaft aus einer zu großen Ungleichheit (Stichwort „Verteilungsblindheit“) zu vermeiden, den Ressourcenverbrauch beim Wirtschaften zu berücksichtigen (Stichwort „Zukunftsblindheit“) und die Bereitstellung kollektiver Güter (öffentliche Infrastruktur, Sicherheit, …) sicherzustellen, muss die Rahmenordnung der Marktwirtschaft dabei zwingend soziale und ökologische Komponenten enthalten.5

Was fange ich damit an?

Zum einen, dass ich mir immer wieder klar mache, dass Fortschritt und Lebensqualität nicht allein abhängig vom jährlichen Zuwachs des Pro-Kopf-Einkommens sind.6 Zum anderen, dass es entscheidend auf die Rahmenordnung ankommt, mögliche Nachteile des Wirtschaftens zu reduzieren. „Eines ist klar: Wachstum, ohne das Umweltproblem zu lösen, wird im Kollaps enden. Wachstum, ohne die Verteilungsfrage auf diesem Planeten zu lösen, trägt in sich die besondere Gefahr der Radikalisierung.“7

Die Rahmenordnung ist nicht in Stein gemeißelt. Ich kann mein Wissen über die Zusammenhänge bei meinen Kauf-, Geldanlage- und Wahlentscheidungen berücksichtigen. Und ich kann mich politisch engagieren, um mich für entsprechende Wachstumsmodelle einzusetzen, die nicht auf Ressourcenverschwendung, sondern auf Fairness gegenüber der Natur und den Mitmenschen beruhen.

Denkanstöße für Kinder

Volkswirtschaftliche Zusammenhänge sind noch etwas zu komplex für einen Sechsjährigen. Ich versuche daher meinem Sohn zunächst zu vermitteln, dass natürliche Güter wie Wasser, produzierte Güter wie Kleidung und Dienstleistungen wie Urlaub Geld kosten und dass seine Eltern dafür arbeiten müssen. Dass man Güter auch gebraucht kaufen kann und auch die Natur einen Wert hat.

Dieser Blog ist kein Erziehungsratgeber. Jede Familie wird es etwas anders handhaben. Ich kann an dieser Stelle nur etwas von den eigenen Beobachtungen berichten. Wir haben unserem Sohn schon relativ früh Taschengeld gegeben. Mit Fünf hat er es genossen, die Verfügungsgewalt über sein Geld zu haben und blieb im Supermarkt jedes Mal an der Spielwarenecke stehen, um sich für kleines Geld etwas zu kaufen, all die Apelle doch auf etwas größeres zu sparen waren vergebens. Jedoch war er schon mit fünf Jahren fasziniert von der Möglichkeit sich selbst etwas hinzuzuverdienen (Schneeschippen bei den Nachbarn) obwohl wir es nicht aktiv gefördert haben. Mit sechs Jahren gelingt es ihm nun auch Geld zu sparen.

Was ich zunehmend versuche, ihm zu vermitteln, dass es zur Befriedigung unserer Bedürfnisse keine unaufhaltsam wachsenden Gütermengen braucht.8 Mir gefällt der Ansatz, dass die Erzieherinnen im Kindergarten den Kindern immer nur eine begrenzte Anzahl an Spielsachen der Gruppe bereitstellen und dass die Kinder wöchentlich entscheiden, welches Spielzeug in den Keller soll und dann dafür neues aus dem Keller geholt werden darf.

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Nach einem Einstieg in die Psychologie und Soziologie, hoffe ich, dass auch dieser Blogbeitrag „Was finde ich an Wirtschaft so interessant?“ Dein Interesse geweckt hat! Für vertiefender Literatur kann ich die Werke der zitierten Autoren empfehlen:

1 Rifkin, Jeremy (2014). Die Null Grenzkosten Gesellschaft. Frankfurt, New York, Campus Verlag: S. 11

2 Vgl. Picot, A. / Dietl, H. et al. (2008). Organisation – Eine ökonomische Perspektive. Stuttgart, Schäffer-Poeschl: S. 1ff

3 Vgl. Homann, Karl (2007). Ethik in der Marktwirtschaft. München, Roman Herzog Institut, S. 31

4 Vgl. Homann, Karl / Lütge, Christoph (2005). Einführung in die Wirtschaftsethik. Münster, LIT, Kap. 2.1.4

5 Vgl. Nida-Rümelin, J.; Vortrag i.R. der Zeugnisverleihung PPW in München Februar 2013

6 Vgl. Eichhorn, Wolfgang / Sollte, Dirk (2010). Das Kartenhaus Weltfinanzsystem. Frankfurt a.M., Fischer Taschenbuch: S. 17

7 Eichhorn, Wolfgang / Sollte, Dirk (2010). Das Kartenhaus Weltfinanzsystem. Frankfurt a.M., Fischer Taschenbuch: S. 184

8 Vgl. Eichhorn, Wolfgang / Sollte, Dirk (2010). Das Kartenhaus Weltfinanzsystem. Frankfurt a.M., Fischer Taschenbuch: S. 17

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