Was ist Verantwortung?

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Heute möchte ich über Verantwortung schreiben. Ein Begriff „der in unserem Alltagsleben, aber auch im Recht, in der Ökonomie und in der Politik eine zentrale Rolle spielt“[1].

Wie lässt sich der Begriff einfach und strukturiert erschließen?

Beispielsweise, in dem man Fragen stellt: Wie lässt sich Verantwortung beschreiben und definieren? Was sind Voraussetzungen zu ihrer Wahrnehmung? Wer ist Träger der Verantwortung? Wofür trägt man Verantwortung? (Also die Frage nach Umfang und Inhalt der Verantwortung.) Gegenüber wem hat man sich dabei zu rechtfertigen? …

Ich bemühe mich um möglichst kurze Antworten basierend auf der Lektüre verschiedener Texte zum Thema Verantwortung im Rahmen meines PPW-Studiums (insbesondere von Nida-Rümelin, Hans Jonas und Schönherr-Mann) und meiner beruflichen Erfahrung:

  • Beschreibung/Begriffsdefinition: Ich übernehme bewusst Verantwortung, wenn ich für meine Handlungen Gründe anführen kann.
  • Voraussetzung: Rationalität, Freiheit und die Fähigkeit Gründe abzuwägen[2].
  • Träger: „autonomes“ Individuum => also Du und ich😉
  • Wofür: Für die Beziehungen zu seinen Mitmenschen und seiner Umwelt? Für die Erziehung seiner Kinder? Für globalen Frieden oder das Erreichen des 1,5 Grad Ziels? Für seine Ernährung, für seinen Konsum? Für die beruflichen Aufgaben? => Ganz allgemein lässt sich zwischen sachlichem und örtlichem Umfang der Verantwortung unterscheiden: Der sachliche Umfang schließt Handlungen, Überzeugungen und Einstellungen mit ein, der örtliche Umfang im weitesten Sinne das „Raumschiff Erde“[3]
  • Inhalt: Pflichten und Übernahme des latenten Risikos einer Pflichtverletzung und eines Verschuldens.
  • Gegenüber wem rechtfertigt man sich? Sich selbst, seiner Familie, seinen Mitmenschen, seiner Umwelt, seinem Glauben seinem Gewissen? => Hier gibt es eine Pluralität an Möglichkeiten.

Die wichtigste Frage lautet:  Wie werde ich meiner Verantwortung gerecht und was sind geeignete Maßnahmen/Handlungsmaxime zur Zielerreichung? Doch zunächst noch weitere Fragen:

Wo spüre ich „am eigenen Leib“ Verantwortung?

  • Als Vater, wenn ich mir Gedanken mache, was passieren könnte, wenn mein Sechsjähriger beim Klettern auf dem Bett abrutscht und ich deshalb bemüht bin, möglichst alle spitzen Gegenstände aus dem potentiellen Fallradius zu räumen. …
  • Als Ingenieur, wenn ich mir überlege welche Gefahren von den Gebäuden, die ich betreue, für ihre Nutzer und die Allgemeinheit resultieren können. …
  • Als Bürger, indem ich zur Wahl gehe und mich für meine Stadt engagiere (durch ehrenamtliches Engagement etc.) …

Wo liegen für mich die Herausforderungen und wie gehe ich damit um?

Mit der Globalisierung – im Sinne des Verschwindens räumlicher und zeitlicher Grenzen – wird nicht nur der menschliche Lebensraum zunehmend entgrenzt[4], sondern auch die Verantwortung.

Die philosophischen Erkenntnisse legen nahe, dass ich als Individuum – trotz gewisser Einschränkungen – auch globale Verantwortung trage.

„Wer sein Leben von anderen prägen lässt, bleibt trotzdem verantwortlich, obwohl er seine Freiheit bzw. Gestaltungskraft verschenkt.“ [(Schönherr-Mann 2010), S. 53]

Die Wahl der Handlungsgrundsätze bleibt jedem selbst überlassen. Das weltweite Eintreten für die Menschenrechte und Achtung der Menschenwürde können beispielsweise einfache Handlungsgrundsätze sein.

Ich orientiere mich ferner gerne an Stieglitz „global denken und lokal handeln“ [vgl. (Stiglitz 2006), S. 22] und Nida-Rümelin: „Zum Wohltun bin ich nicht verpflichtet, ich bin aber verpflichtet, niemanden zu schädigen.“ [(Nida-Rümelin 2011), S. 115] und versuche diese Orientierung auch meinem Sohn zu vermitteln.


[1] Nida-Rümelin, J. (2011). Verantwortung. Stuttgart, Reclam, S. 11

[2] Vgl. Nida-Rümelin, J. (2011). Verantwortung. Stuttgart, Reclam, S. 8 „Als Wesen … sind wir rational, frei und verantwortlich.“ Anmerkung: Die Verantwortungszuschreibung beruht folglich auf Annahmen – einem Mindestmaß an Entscheidungsfreiheit und Rationalität – die durch die genetische Anlagen, Erfahrung und Erziehung – im nicht eindeutig quantifizierbaren Maße beeinflusst werden. [Vgl. Myers, D. (2005). Psychologie. Heidelberg, Springer Medizin. S. 104 und Precht, R. D. (2008). Wer bin ich und wenn ja, wie viele? München, Goldmann. S. 323]

[3] Schönherr-Mann, H.-M. (2010). Die Macht der Verantwortung. Freiburg / München, Karl Alber. S. 19

[4] vgl. Klein, E. (2/2005). „Menschenrechte im Spiegel der Globalisierung.“ MRM – MenschenRechtsMagazin: 125-135. S. 125

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